Education for Life unterstützt bewusst kleine Projekte und stellt sicher, dass das Geld bei denjenigen ankommt, die es wirklich brauchen, ganz im Gegensatz zu herkömmlichen Entwicklungszusammenarbeits- und Regierungsorganisationen.
Dieser in der NZZ am Sonntag erschienene Artikel beschreibt die Hilflosigkeit und Ineffizienz der Schweizer Entwicklungshilfe in Laos:
Minderheit! Es war dieses Wort, das dem Entwicklungshelfer das Blut in den Adern gefrieren liess. Mit gerunzelter Stirn liess er ein paar andeutungsreiche Sekunden verstreichen, bevor er sagte: «Der Ausdruck ‹ethnische Minderheit› wird von der laotischen Regierung missbilligt. Verwenden Sie ihn nie in Interviews mit den Behörden.» Auf dem Rücksitz eines Geländewagens zusammengepfercht, rumpelten wir noch ein paar hundert Meter durch den Urwald.
Wir waren auf der Reise durch die Provinz Luang Prabang im gebirgigen Norden von Laos. In den letzten sechs Stunden waren immer wieder unsere Köpfe ans Dach geschlagen, und die reisekranke Übersetzerin war dazu übergegangen, sich aus dem Fenster hinaus zu erleichtern. Doch nun legte der Fahrer eine Pause ein, er hielt neben einer kleinen Siedlung an.
Ich sammelte meine Gedanken, die geschüttelt worden waren, und langsam dämmerte mir, dass ich trotz zwei Monaten Aufenthalt in Laos völlig ahnungslos war. «Aber wie nennt man die Minderheiten denn hier?», fragte ich beim Aussteigen. Direkt vor uns hüpfte eine Gruppe Frauen in bunten Wickelröcken auf einem baumhohen Gerät herum, das aussah wie eine Kinderschaukel. Auf diese Weise entsafteten sie eine Ladung Zuckerrohr, die gerade von den Männern herbeigeschafft wurde.
«Wir nennen sie ethnische Gruppen», antwortete der Entwicklungshelfer, ein grossgewachsener Laote in zerknittertem Anzug. Ich fragte mich kurz, ob es sich wieder um ein Muster des absurden laotischen Humors handelte. Doch danach sah seine besorgte Miene nicht aus. Er sagte: «Minderheit ist ein negativer Begriff. Er bedeutet, dass die Mehrheit die Minderheit unterdrückt.»