Offizielle Entwicklungshilfe in Laos

«Big Push»

Arme Länder, die keine Hilfe erhielten, führten das positive Wachstum selbst herbei. Easterly bestreitet die insbesondere von der Uno vertretene These der «Armutsfalle», dass die Armut in diesen Ländern anhalte, weil die Menschen nur knapp ihre Existenz sichern könnten, ihre Mittel aber nicht für die Zukunftsplanung reichten. Easterly konnte in mehreren Studien nachweisen, dass persistente Armut mehr auf schlechte Regierungstätigkeit und vor allem auf mangelnde Rechtsstaatlichkeit zurückzuführen ist als auf die sogenannte Armutsfalle. Der Amerikaner widerspricht damit dem von der Ent­wick­lungsindustrie akzeptierten Paradigma des «Big Push», nach dem mit maximalem Mitteleinsatz automatisch ein maximaler Effekt einhergeht.

«Solange der Zusammenhang zwischen Rechten für alle und Entwicklung nicht anerkannt wird, kann Entwicklungshilfe nicht wirksam sein», sagt die ehemalige Helvetas-Mitarbeiterin Gindroz. Entwicklungshelfer müssten sich endlich aus der Komfortzone ihres Büros hinausbegeben und sich mit der Realität derjenigen auseinandersetzen, die von Entwicklungshilfe profitieren sollten. «Gelder müssen gezielter an die lokalen Gemeinschaften gehen, also an Gruppen oder Organisationen von Einheimischen», fordert Gindroz.

Doch von diesem Schritt ist nicht nur die kommunistische Regierung, sondern auch die Entwicklungs­industrie weit entfernt. Es hiesse, Privilegien aufzugeben. Und so verweigert sich Laos jeglichem Menschenrechtsdialog. Amnesty International wird der Zutritt verwehrt. NGO ­müssen von den Behörden offiziell anerkannt werden. Die wenigsten von ihnen, schon gar nicht die einheimischen, sind vom Staat anerkannt. Zu gross ist die Angst vor dem aufrührerischen Potenzial.

«Handeln durch Nichthandeln», fasst ein langjähriger Mitarbeiter von Australian Aid die Entwicklungs­politik seines Landes zusammen. Niemand schaue wirklich hin, wofür und mit welchem Resultat das Geld der australischen Steuerzahler ausgegeben werde. Die parlamentarische ­Kontrolle habe längst versagt, weil sich dort kaum einer mit dem Thema auskenne. «Canberra ist weit entfernt», sagt er und fügt an: «Wie auch Bern, nehme ich an.»