Offizielle Entwicklungshilfe in Laos

«Die Geldgeber treten gegenüber der laotischen Regierung risikoscheu und servil auf.»

Man bestand darauf, dass ich den Beitrag entweder komplett umschreibe oder ganz auf die Publikation ­verzichte. Mein Vorhaben, als Mitarbeiterin der «NZZ am Sonntag» für ein kommunistisches Staatsmedium zu arbeiten, wurde von meinen ­Berufskollegen belächelt. Aber die strengste Zensur habe ich als Autorin nicht bei der «Vientiane Times» erlebt, sondern bei der staatlichen Entwicklungshilfe der Schweiz. Und die Deza ist diesbezüglich leider kein Sonderfall in der laotischen Ent­wicklungs­industrie.

«Anstatt die Entwicklungsgelder als Hebel zu nutzen und auch auf die Einhaltung von Menschenrechten und Recht­sstaatlichkeit zu pochen, schweigen die Organisationen lieber», sagt Anne-Sophie Gindroz. Die Juristin war bis 2012 Programmleiterin von Helvetas in Laos und kritisiert heute die risikoscheue Politik der internationalen Entwicklungszusammenarbeit. «Wahre Entwicklung ist ohne Menschenrechte nicht möglich», sagt Gin­droz, die heute nicht mehr für Helvetas tätig ist.

Der kommunistische Kleinstaat sei in den letzten Jahren immer repressiver geworden, sagt sie. Missfällt der Regierung die Meinung einer Person, wird sie drangsaliert und bedroht oder – im Falle von Ausländern – des Landes verwiesen. Die Regierung hatte Gindroz vor vier Jahren ausgewiesen. Der Vorwurf: Beteiligung an verfassungswidrigen Aktivitäten.

Gindroz hatte sich mit rechtlichen Mitteln für Landwirte gewehrt, denen es aufgrund einer behördlich angeordneten Zwangsumsiedlung unmöglich geworden war, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die laotische Regierung setzt seit der marktwirtschaftlichen Öffnung Anfang der 1990er Jahre auf wirtschaftliches Wachstum mithilfe von wenigen Grossprojekten, in welche ausländische Investoren, vor allem Chinesen und Vietnamesen, investieren.