Offizielle Entwicklungshilfe in Laos

In die Armut getrieben

In Laos sind negative News keine News. Man würde nie öffentlich ein Wort darüber verlieren, dass der Bau eines riesigen Staudamms und die daraus folgenden Umsiedlungsaktionen Tausende von bäuerlichen Existenzen in die Armut treiben. Schon gar nicht würde jemand aussprechen, dass es auf der anderen Seite genau diese Armut ist, die in den letzten Jahrzehnten mit erheblichem Aufwand von einer Phalanx internationaler Entwicklungsorganisationen bekämpft wurde.

Nie würde man in laotischen Zeitungen über vertriebene Kleinbauern lesen, die nach der Land­an­eig­nung durch chinesische oder andere Investoren ihrer Lebensgrundlage verlustig gingen. Man spricht nicht öffentlich über den Menschenhandel, der an der Grenze zu China jeden Tag geschieht, weil verarmte Familien ihre Töchter an heiratswillige Chinesen verkaufen. Das Wort «Prostitution» kommt im offiziellen Sprachgebrauch nicht vor. Bestechlichkeit der Beamten, Korruption, Menschenhandel: inexistent.

Die vielen unausgesprochenen Tabus der laotischen Regierung zu respektieren, gehört zum Ersten, was jeder Mitarbeiter der Ent­wick­lungs­indu­strie lernen muss. Nur so könne es eine Zusammenarbeit mit den Behörden geben, ist man bei den ausländischen Geldgebern überzeugt. Ein Beispiel sind die in Laos tätigen Nichtregierungsorganisationen (NGO). Die Bezeichnung wird vom offiziellen Laos als «gegen die Regierung» aufgefasst. Um besser mit Behördenmitgliedern zugange zu kommen, haben sich die NGO in NPA (Non-profit Associations) umbenannt. Vorauseilender Gehorsam ist in der internationalen Ent­wick­lungs­­in­du­strie von Laos weit verbreitet.