Offizielle Entwicklungshilfe in Laos

Brief an die Geber

Der Bau von zwei riesigen Staudämmen hatte Umsiedlungen der bereits in Armut lebenden bäuerlichen Bevölkerung zur Folge. Für deren Über­leben setzte sich Gindroz mit Mitteln des doch ansatzweise vorhandenen Rechtsstaates ein. Den Ausschlag für den Landesverweis gab angeblich ein Brief, den die Helvetas-Chefin an die westlichen Gebernationen gerichtet hatte. Darin bemängelte sie, dass in Laos keinerlei Meinungsäusserungsfreiheit oder andere Merkmale einer echten Demokratie bestünden.

Gindroz ist es trotz ihrem beherzten Einsatz nicht gelungen, den Menschenrechtsdialog in Laos in Gang zu bringen. Dafür fehlte ihr auch die Unterstützung der ansässigen Ent­wick­lungs­in­du­strie.

Die Enttäuschung über diese persönliche Niederlage ist ihr bis heute anzuhören. Wir sprechen über Skype. Gindroz arbeitet heute für eine Organisation, die sich für die Landrechte der Bevölkerung einsetzt. Dass Organisationen selbst laotische Sprachregelungen wie jene von den «ethnischen Gruppen» statt «Minderheiten» willfährig übernehmen, sei ein typisches Beispiel für den vorauseilenden Gehorsam der Branche. «Dieses Verhalten ist in den Organisationen weit verbreitet», sagt Gindroz.

Die westlichen Geldgeber träten Laos gegenüber risikoscheu und servil auf, weil sie befürchteten, dass ihre Tätigkeit von der Regierung verboten werden könnte. In ihrer langjährigen Tätigkeit habe sie beobachtet, wie sich Rhetorik und Praxis der Entwicklungshilfe längst voneinander entkoppelt hätten. «Die formulierten Ziele und Werte sind oft hochtrabend, während die eigentlichen Handlungen ganz anders aussehen.»